Grillkunst im Park

Seit in Berlin das Grillen im Park verboten ward, setzte bei mir eine abrupte Beendigung dieses Sommervergnügens ein. Nicht, weil die Obrigkeitshörigkeit und die Angst vor Strafe mich so sehr zurückhielt. Eher die beiden Gelegenheiten, zu denen die Grillpolizei das Schicksal sämtlicher nur leicht angerösteter Würstchen einer großen Mülltonne überantwortete und auch noch eine Geldstrafe fällig wurde. Seitdem schwieg der Grill. Zumindest im Park.

Klar ist: Jeder grillt in Berlin im Park. Angesichts dicker Rauchschwaden aus dem Görlitzer oder Treptower braucht mir keiner zu erzählen, dass sich mehr als zwei Prozent der langjährigen Parkgriller an das Verbot halten. Gerne auch in Großfamilien mit eigens mitgebrachten Stromaggregaten zur Kühlung der Getränke und fiesen Zeltlingen (heißen die heute noch so), damit das kühle Bier zur heißen Wurst auch außerhalb der Sonne genossen werden kann. Es ist erstaunlich, was die Menschen alles auf eine Parkwiese bringen können. So erstaunlich, dass man mitunter den Umzugswagen sucht, der den ganzen Kram dahin geschafft hat.

Und nun, Jahre nach meinem letzten Park-Grillvergnügen, war es dann auch für mich vor kurzem endlich wieder so weit: Mit zehn Arbeitskollegen machte ich mich auf in den Park. Aber, oh je, kein Regelnbrechen, als offizielle Veranstaltung machten wir uns natürlich auf den Weg zu einer ausgewiesenen Grillfläche. Und siehe da: Alles funktionierte noch: Das Entzünden des Grills, das Ausbreiten der Decken auf einem Gras, das man sich lieber nicht allzu genau anschaut, wenn man etwas auf Hygiene hält, und das Verteilen der mühsam mitgebrachten Salate. Und so für ein, zwei Stunden war auch alles recht gemütlich.

Dann jedoch...ich will es euch nicht in der Langform aller Einzelheiten zumuten, aber Resultat dieses Abends ist doch, dass ich mit acht (!!) fiesen Mückenstichen nach Hause kehrte, nach elender Suche eine fiese Toilette gefunden hatte (nein, auf einer Grillfläche ist so viel Publikum unterwegs, dass man sich mit Anfang 30 nicht unbedingt mehr zwischen andere Freipinkler setzen will...) und dafür den Rest des Abends die Getränke rationierte, und am Ende standen wir alle vor der glühenden Asche und hatten keine Ahnung, wie wir sie da wieder wegschaffen sollten.

Hat Grillen im Park wirklich mal Spaß gemacht? Oder bin ich – verhüte der große Grillmeister – am Ende zu alt für dieses Vergnügen geworden???

P.S.: Heute las ich im Tagesspiegel etwas über all die Grillflächen, in denen das glimmende Vergnügen außerdem noch gestattet ward. Aber mal im Ernst: Wer legt denn nun wirklich Wert darauf, sein Würstchen im Görlitzer Park oder am Schlesischen Busch zu erhitzen???
zaziemo (Gast) - 21. Aug, 22:52

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