Berliner Küche

Dienstag, 8. Juli 2008

Länger verweilen im Kirk Royal

Zugegeben, auf den ersten Blick ist man etwas misstrauisch. Da, wo früher einmal das Ma Rosa seine Gäste mit Bier und Bulgurbällchen begrüßte, wenn man den Schwung vom Kottbusser Damm ins Paul-Lincke-Ufer geschafft hatte, hat sich kürzlich eine neue kulinarische Oase niedergelassen. Langsam die Sonnenbrille von der Nase schiebend passen erst die liebevoll gedeckten Tische nicht an diese Ecke zwischen Moloch und Uferpromenade. So zwingt einen der erste Schritt unweigerlich ins Innere, wo ein besseres Zusammenspiel zwischen Ambiente und Kochkunst vermutet wird. Im Winter, sicher, denn auch die Innenräume des Kirk Royal haben das, was man wohl "Atmosphäre" nennt. Aber bei diesem strahlenden Sonnenschein vergangenen Samstag zwingt es uns dann doch nach draußen. Und es war die richtige Entscheidung. Kaum haben wir uns niedergelassen, steht auch schon hervorvorragendes Brot auf dem Tisch. Dazu ein bisschen Butter, genau richtig gekühlt, und eine kleine Schale eingelegte Oliven. Und von diesem Moment an vergisst man, dass nur wenige Meter entfernt türkische Hochzeitsgesellschaften laut hupend vorbei fahren und der Motz-Verkäufer viel zu aufdringlich an den Tischen vorbei geht. Denn von diesem Moment an sind wir mitten in Frankreich. Die Karte: Reduziert auf das Wesentliche und dadurch so sympathisch. Sein Fleisch, wahlweise Entrecôte oder Filet in verschiedenen Gewichtsklassen kann man eigenständig mit Beilagen versehen. Wir haben uns für gegrilltes Gemüse (er), eine gefüllte Tomate (ich) und Pommes (wir beide) entschieden und es nicht bereut. Auch, wenn wir der Tageskarte mit wechselnden Gerichten nur schwer widerstehen konnten. Aber ein nächstes Mal kommt sowieso.

kirk-royal1

Zum Essen genossen wir einen wunderbaren Sancerre (wann entdeckt man den schon mal auf einer Berliner Speisekarte?), unkonventionell stand der Weinkühler auf einem Stuhl. Der Service: Aufmerksam, manchmal etwas zu langsam, aber dabei unglaublich sympathisch, was uns gerne auch mal einen Moment länger warten ließ. So wollten wir auch gerne noch etwas länger verweilen, teilten uns eine Crème brulée (er: ein Zehntel, ich: neun Zehntel) und genossen die letzten Schlucke des wunderbaren Weins, bevor wir satt und zufrieden in Richtung Heimat schlenderten.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Der Mädchenitaliner in Mitte. Am Ende zählt der Gesamteindruck.

Was ist eigentlich ein Hot-Spot? Ist ein Hot-Spot ein Laden in dem es überteuertes Essen gibt und eine Mischung aus Öko-Spießern (oder wie es mittlerweile heißt: LOHASs) und Arbeitslosen (oder wie es mittlerweile heißt: Digitale Bohème) so tut als seinen sie der Zeitgeist und sich dabei mir Soja-Latte bekleckert? Oder nennt man einen Laden Hot-Spot, wenn zahlreiche gut aussehende Bedienungen von Tisch zu Tisch eilen, das Haus brechend voll ist und die Küche mitten im Gastraum steht?

Trifft der zweite Fall zu, so kann man den Mädchenitaliener (Alte Schönhauser Str. 12) zu Recht einen Hot-Spot nennen. Es ist dort voll. Richtig voll. Wer Kerzenlicht und leise Unterhaltung möchte sollte draußen bleiben. Das will man bestimmt nicht jeden Abend, aber gelegentlich ist so eine Dosis Leben nicht schlecht. Erst recht wenn diese Dosis um sehr solide Speisen ergänzt wird. Die Tagliatelle mit Limonensoße und Garnelen sind gut, nicht überwältigend aber solide. Heißt in meinem Fall: ich hätte sie besser gemacht. Die Tagliatelle mit Feigen, Fenchelsalami und Mohn hingegen eine wirkliche Sensation. Der offene Weißwein ist ein offener Weißwein. Weiß Wein, warum es in Deutschland nicht möglich ist gute offene Hausweine zu servieren. Aber am Ende des Tages zählt irgendwie das Gesamtergebnis. Und das ist hier mehr als sympathisch.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Frustriert im Lieblingsrestaurant

Das war nicht fair! Es war unser Jahrestag. Und die Wahl des Restaurants für diesen Anlass fiel auf ein Restaurant, das M. gerne mal als "unsere sichere Bank" bezeichnet - eben, weil wir dort immer tolles Essen und einen wundervollen Abend genossen hatten. Aber was dann Anfang Oktober im Azul passierte, macht aus der sicheren Bank ein krisengeschütteltes Unternehmen. Man hätte noch verzeihen können, dass wir in etwa eine halbe Stunde auf die Karte warten mussten, obwohl nur vier Tische besetzt waren. Man hätte vielleicht auch verzeihen können, dass die Getränke noch einmal eine gefühlte Stunde auf sich warten ließen. Unter Umständen hätte man sogar auch noch verzeihen können, dass dann plötzlich Aperitif und der zum Essen bestellte Wein dann binnen Sekunden gleichzeitig auf dem Tisch standen und der Weißwein Zeit bekam, zum Essen warm zu werden. Aber was wir nicht verzeihen können: Plötzlich stand der Hauptgang auf dem Tisch. Und wo war unsere Vorspeise?????? Viel zu nett, wie wir sind, haben wir nicht darauf bestanden, dass die Hauptspeise wieder vom Tisch kam und die Vorspeise drauf. Die Enttäuschung über diesen Abend allerdings war groß.

Dienstag, 14. August 2007

Liebling, wir fahren nach Ohio!

Kaum hat man sich in einer ehemals verschlafen wirkenden Kreuzberger Ecke niedergelassen, schon schießen sie wie Pilze aus dem Boden: "Szenige" Kneipen mit Second Hand-Sofas in den Ecken, Bionade auf der Karte und schon von Mittag an von Menschen mit Laptops auf ihren Knien bevölkert. Diese Kneipen tragen den Namen von Revoluzzer-Weihnachtsgebäck (oder auch eines tanzenden Zimtsterns) und man fragt sich, ob es wirklich noch so einer Kneipe bedurft hätte. Bezieht man diese Frage aufs Ohio (Schlesische Str. 35a, schräg gegenüber vom Lido), muss sie ganz klar bejaht werden. Denn trotz Bionade und dem inzwischen wohl unerlässlichen Tannenzäpfle fühlt man sich hier vom ersten Moment wohl und vor allem: unbeobachtet und auch vollkommen "unszenig" wie wir sind willkommen. Und natürlich - hier gibt es auch Essen! Chili con carne und Moussaka sind nicht alleine aufgrund der erschwinglichen Preise zu empfehlen. Ein schöner Ausklang nach dem einen oder anderen Arbeitstag (IM Büro, OHNE Laptop)!
ohio

Sonntag, 12. August 2007

Drei Sterne fürs Tres

dorade
Kann man im PrenzlBerg-Ballermann an der Ecke Lychener-/ Raumerstraße einen richtig guten Spanier vermuten? Eigentlich nicht. Um so größer ist die Freude über die erstklassige Küche in der Tapas-Bar Tres (www.tres-tapas.de). Zur Vorspeise marinierte Sardinen und Datteln mit Speck. Im Hauptgang dann eine Dorade und Lammkoteletts. In beiden Fällen mit perfekt gegartem frischem Gemüse. Der Fisch: Wunderbar frisch mit wenigen Kleinigkeiten wie Knoblauch, Kräutern und Zitrone zur Perfektion gebracht. Die Lammkoteletts im schönsten rosa mit Rosmarin und Knoblauch. Da war man erstmal baff. Der Wein unaufdringlich, aber gut. Der abschließende Café von angenehmer Würze und ganz PrenzlBerg untypisch aus dem Gläschen und nicht aus der Müslischale.

Was man sich jetzt noch wünscht? 1. Das die Neueröffnung noch lange die aktuelle Qualität beibehält. 2. Das die Berliner in Scharen ins Tres stürmen, damit der Laden ja nicht wieder zumacht. 3. Das wir möglichst zügig wieder einen Abend im Tres verbringen, bei dem wir entweder das Entrecot, die Fischplatte oder noch mehr Tapas probieren können.

Prost!

Samstag, 11. August 2007

Schopp Sui oder was?

Von M. habe ich ja gelernt, dass der Name des kleinen, aber feinen Pan Aroma auf eine literarische Quelle zurückgehen könnte. Bezeichnenderweise hat der gute Tom Robbins auch noch einen Roman mit dem Titel "Chop Suey" herausgebracht. Aber das nur nebenbei, denn eigentlich wollte ich ja mal wieder Essen loben. Und in der Falckensteinstraße, im ehemaligen Café im Grenzbereich, hat sich das charmante Pan Aroma niedergelassen, das die abenteuerliche Mischung aus Tannenzäpfle mit asiatischem Essen bietet. Sehr zu empfehlen sind in jedem Fall die Sommerrollen, aber auch die Vietnamesische Ente (die große Portion bestellen!) kann ohne Bedenken sehr gelobt werden. Einzig verstörend heute die Bedienung. Da sie aber heute ihren ersten Tag hatte, möge man ihr verzeihen, dass da ein Weilchen mit der Bestellungsaufnahme dauerte, obwohl nur drei Leute den Laden bevölkerten... So ein Milchschaum zu machen, kann dann eben doch mal zehn Minuten dauern. Charmant aber auch sie - daher empfiehlt der Küchendschungel das Pan Aroma unbedingt!
panaroma

Sonntag, 29. Juli 2007

Balsamiertes Hähnchen

Es gibt so Läden in Berlin, von denen man denkt, es gäbe hunderte von ihnen. Bistroausstrahlung, Bistroküche, zehn verschiedene Sorten Kaffee. Aber wenn man einmal genauer hinschaut, merkt man, dass unter diesen hunderten nur eine Handvoll sind, die man gerne öfter besucht. So wie das Cream in der Schlesischen Straße. Eine kurze, ausgewählte Speisekarte - klar, Bistroküche. Doch die scharfen Nudeln, belegten Bagels oder auch der fantastische Salat mit Huhn in Balsamico-Rosmarin-Dressing sind keine alltägliche Bistroküche. Und wer Kuchen mag, nach deren Verzehr man den kompletten Kalorienbedarf eines gesamten Tages zu sich genommen hat, ist hier ebenso gut aufgehoben.
cream
Vielleicht mag ich diesen Laden auch so gerne, weil ich nach der ersten Besichtigung unserer heutigen, gemeinsamen Wohnung hier saß und nach einem riesigen Stück Erdnuss-Schoko-Torte nur daran denken konnte, wie ich es am besten anstellen könnte, dass die Wohnung bald mein sein würde. Und es gelang. Und das Cream wurde der Ort einer besonderen Erinnerung. Und das sollte es für noch viel mehr Menschen werden...

Sonntag, 15. Juli 2007

Sushi in Berlin

Handgerollt, algenumhüllt...es gibt ne Menge Sushi-Läden in Berlin (einer der besten war das Caroshi am Potsdamer Platz, bevor Herr H. sich entschlossen hat, den Laden zu kaufen und pan-asiatisch-mediterrane Küche dort anzubieten...). Einer der guten: Sushi Cube in der Zossener Strasse. Viel für wenig Geld. Sehr zu empfehlen: Nordsee-Krabben eingehüllt im Reis. Und eigentlich auch alles andere.

Donnerstag, 19. April 2007

Tapas, wie sie sein sollen

Man findet sie also doch noch, die guten Tapas in Berlin. Und dann in einem Laden, den man ob seiner Lage im schlimmsten Mitte-Touri-Viertel schon gerne schnell abgeschrieben hätte...aber das Yosoy am Hackeschen Markt ist (wenn auch tatsächlich öfters von nervigen Touris befüllt) küchentechnisch immer ein guter Griff. Habe heute mit M. dort Alioli, Oliven, Datteln im Speck, Manchego, Hackfleischbällchen und zum Nachtisch eine fantastische Crema Catalana genossen und muss sagen: Tapas in Mitte abzuschwören, wäre vielleicht doch keine so gute Idee...

Sonntag, 8. April 2007

Ballermann in Mitte

Man könnte vielleicht denken, wir hätten es nicht besser verdient. Wer versucht, in Mitte Tapas zu essen - und das auch noch mit dem Friedrichstadtpalast im Blick - kann nicht erwarten, leckere Pflaumen in Speck oder pikante Hackfleischbällchen zu bekommen. Wahrscheinlich hätte uns auch tatsächlich schon der erste Blick auf die Speisekarte des Por que dos? skeptisch machen müssen. Wie M. meinte: Wer über fünfzig Gerichte anbietet, kann nicht alle fünfzig in guter Qualität bereiten. Und was überhaupt hatte das Wiener Schnitzel auf der Karte zu suchen? Oder der Lachs in Dillsauce?? Was dann aber auf den Tisch kam und sich Tapas nannte, spottete jeder Beschreibung spanischer Küche. In einer Stadt, in der es so tolle spanische Restaurants wie das Vina blanca in der Sredzkistraße gibt, kann es doch in der Tat kein spanischer Kellner (oder erfüllt sich doch hier Kaminers Prophezeihung, dass die Kellner Kroaten waren, die sich ein "Adios!" und das obligatorische "Buenos dias!" angewöhnt haben...by the way: Auch hier hätte es uns vielleicht skeptisch machen sollen, dass der Kellner nicht "Buenos tardes!" gesagt hat...)...aber wo war ich gleich...klar, im Grunde kann es doch in unser schönen globalisierten und metropolisierten Stadt kein spanischer Kellner (oder einer, der sich dafür ausgibt) wagen, DAS auf den Tisch zu stellen und es Tapasteller zu nennen. Man hätte es noch eher für ein amerikanisches Barbecue genommen, schließlich fanden sich darauf Spareribbs und Chicken Wings! Lauwarm, vielleicht noch mal kurz in die Mikrowelle gelegt. Die Wurst (die eigentlich Chorizo darstellen sollte, aber als ganz mieser Schauspieler rüber kam) wurde als Lidl-Ware identifiziert. Der Schinken kam wahrscheinlich aus demselben Regal. Schade, hatte doch der Abend mit einem Besuch im Theater, wo G. eine tolle Perfomance ablieferte und meiner Ansicht nach leider viel zu selten zu sehen war, so gut begonnen. Jedem, der einen ähnlichen Abend plant, sei aus tiefstem Herzen anempfohlen, ein paar Schritte weiter zu gehen als wir heute Abend und eines der schönen Mitte-Restaurants, die es durchaus auch noch gibt, aufzusuchen! Ins Por que dos kann man höchstens Oma Käthe schicken, die noch nie in ihrem Leben gute Tapas gegessen hat und das, was einem dort vorgesetzt wird, vielleicht wirklich für spanische Küche hält. Wir jedenfalls werden nie wieder über diese Stelle treten. Und sollte der Laden ein Gästebuch auf seiner Internetseite besitzen, wird M. für einen entsprechenden Eintrag sorgen. Darauf einen Schnaps (verdaut das ganze Frittierte besser - so etwa einen komischen Fischball, in dem noch die Flosse eines unidentifizierten Meeresbewohners steckte)! Kleine Anekdote zum Schluss: Selbst die Frau am Nebentisch, die wahrscheinlich von ihrem letzten Mallorca-Ausflug ähnliches Essen gewohnt war, konfrontierte den Kellner (aus welchem Land er auch immer komme) damit, dass auf der Speisekarte Averna, Grappa, Ramazotti und Amaretto zu finden und dies ja wohl italienische und keine spanischen Schnäpse seien. Woraufhin sie sogleich auf den Sherry hingewiesen wurde. Wohl dem, der dieses Gesöff probiert...

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